1870

 

1870-1880 erste Höhepunkte des Vertriebs aus den in einigen Gebieten in der Vierlande angebauten Maublumenkulturen.
MaiblumenMaiblumen

1871

 

Ab dem Jahr 1871, dem Gründungsjahr des deutschen Reichs, entwickelte sich bei
den Mitgliedern des BBV neu ein reges Interesse für politische Zeitfragen und die eigenen städtischen Angelegenheiten.


Am 3.3.1871 fand die erste Wahl zum deutschen Reichstag statt. Das Amt Bergedorf gehörte zum 3. Hamburger Wahlkreis, die Stadt Bergedorf bildete den 130. Bezirk. Gewählt wurde hier Dr. J. Wolffson, als Kandidat der Nationalliberalen. Er war vom Bergedorfer Bürgerverein unterstützt worden; zur Wahl 1877 unterstütze der BBV zuletzt einen Kandidaten!


Am 12.6.1871 trat die "Hamburger Landgemeinde-Ordnung" in Kraft. Sie schuf Landherrenschaften mit selbständigen Gemeinden. So waren innerhalb der Landherrenschaft die Gemeinen der Vierlande selbständig = sie hatten eigene Bürgermeister. Diese Regelung wurde durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 ersetzt.


Am 8.7.1871 stellte der "Bürgerverein der Vierlande" ein kleines Erinnerungsdenkmal an der Deichbruchstelle von 1771 am Neuengammer Elbdeich, nördl. Kiebitzbrack, auf. Nach den Deichneubauarbeiten und der Schaffung der Hauptdeiche erhielt in diesem wieder einen gut sichtbaren Platz an der Binnendeichseite.
Deichbruch 1771


Am 14.11.1871 wurde der letzte Bergedorfer Bürger-Eid geleistet. Die neue Gesetzgebung hatte diese alte Verpflichtung aufgehoben, dass das Bergedorfer Stadtbürger-Recht zu erwerben war.

1872

 

1872 wurde der Bergedorfer Männerchor gegründet.


In der Stadt Bergedorf führte bis 1872 der Bürgermeister die Grund- und Hypothekenbücher; sie gingen dann auf das Amtsgericht über, das bis zur Einführung des Hypothekenbüros 1875 die Bücher führte.


Am 26.6.1872 beschloß die BBV-Versammlung eine Eingabe an die Eisenbahn-Direktion zu schreiben, in der sie eine Vergrößerung des Wartesaals, eine bessere Verbindung nach und von Hamburg und eine Ermäßigung der Fahrpreise sowie Zeitkarten forderten. Daraufhin vergrößerte die Bahn die Wartesäle und setzte auch weitere "Localzüge" ein!


Bis zum 31.12.1872 wurde für die Nutzung der Wentorfer Chaussee, der Kampchaussee und der Rotenhäuser Chaussee ein sog. Chausseegeld erhoben (angelegt wurden diese 1837, 1838 bzw. 1864).

1873

 

1873 beginnt die Arbeit des ersten städtischen Krankenhauses (kleines Gebäude mit 7 Betten) an der August-Bebel-Straße, vorher (seit 1850) gab es nur einen sog. Krankenhof mit 2 Betten in Haus Am Pool / Kuhberg. Das 1873er-Gebäude wurde in den 1980er-Jahren abgerissen; heute ist hier ein Teil des Spielplatzes.


1873 wird die bestehende Bergedorfer Bürgerwehr aufgelöst. Daraus entsteht die "Bergedorfer Schützengesellschaft von 1848" mit Ursprung von 1589.
Das Bild von 1899 zeigt Schützen vorn sog. Tombolagebäude im Schießtal (Bergedorfer Gehölz).
Bergedorfer Schützengesellschaft von 1848


Von 1873 bis Ende 1898 waren der Oberförsterei in Volksdorf das Bergedorfer Gehölz und das Geesthachter Revier mit dem Altengammer Zuschlag unterstellt.


Ab 1.1.1873 wurde im Amt Bergedorf das Gesetz vom 17.11.1865 gültig, das besagt: Hamburg übernimmt die Kirchenregister in eigenen Verwaltung als "Civilstandsregister" . Daraus wurden zum 1.1.1876 die Standesämter. Denn seit 1627 wurden Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle durch die hiesigen Prediger nur in die Kirchenbücher eingetragen. Durch Verordnungen von 1783 und 1864 waren diese Eintragungen genaueren Vorschriften unterworfen.


Erst am 1.1.1873 trat im Amt Bergedorf die Hamburger Landgemeindeordnung in Kraft, die in den anderen Landgemeinden schon ab 12.6.1871 gültig war.
Das Amt Bergedorf erhielt nun die Bezeichnung "Landherrenschaft Bergedorf" und einen "Landherren" als Vorsteher der Verwaltung.
- Ab 14.4.1874 galt auch ein neu erarbeitetes Gemeindestatut.


Am 21.10.1873 erschien die folgende Bekanntmachung betr. "Zulassung zur Konfirmation in der Landherrenschaft Bergedorf":
Zulassung zur Konfirmation in der Landherrenschaft Bergedorf

1874

 

1874 wurde nochmals versucht eine Bille-Schifffahrt (ehemaliger Versuch: 1866-68) neu aufzunehmen, doch auch dieses mal ohne dauernde Erfolge.


Seit dem 10.1.1874 mußte die Eheschließung auf dem amtl. Standesamt stattfinden, so wollte es die Anordnung des dam. Reichskanzlers Otto von Bismarck.
Er wollte damit die Macht der kath. Kirche in deutschen Staatsangelegenheiten brechen - In den Alt-Hamburg-Gebietsteilen begannen die Eintragungen in die sog. Personenstandsbücher der Standesämter erst am 1.1.1876


Auf Grund des Hamburger Wahlgesetzes vom 6.3.1874 war hier nur wahlberechtigt, wer den Bergedorfer oder Hamburger Bürgereid geleistet hatte. Dies galt so für die Bürgerschafts-Wahl am 29.5.1874.


Am 20.3.1874 beschloss der Hamburger Senat ein neues Gemeindestatut für Bergedorf; veröffentlicht am 15.4.1874.
So wird Bergedorf, 599 Jahre nach der Verleihung des Möllner Stadtrechts im Jahre 1275 durch den sächsischen Herzog ab 1874 nun amtlich "Stadt" genannt, bisher hieß es "Städtchen Bergedorf".


Am 15.4.1874 ging die 1847/48 vom Bergedorfer Bürgerverein initiierte und 1850 eröffnete Bergedorfer Sparkasse in den städtischen Besitz über.
Zu der Zeit hatte sie ihren Sitz im alten Eckhaus Sachsenstraße / Hude; nach 1895 in Große Straße 26 (siehe Bild).
Den Vorsitz in der "Sparcassen-Commission" hatte 1874 der amtierende Bürgermeister.
Bergedorfer Sparkasse


Am 25.5.1874 erschien die erste Ausgabe der "Bergedorfer Zeitung und Anzeiger" des Verlegers Bleidorn. Im Zeitungskopf wird erwähnt: "Redaktion, Druck und Verlag von Ed. Wagner, Bergedorf". Eduard Wagner (1842-1909) war dann ab 1883 Alleinherausgeber der "Bergedorfer Zeitung".
Bergedorfer Zeitung und Anzeiger


Am 29.5.1874 fand die 1. Wahl zur Hamburger Bürgerschaft statt. Der vom BBV aufgestellte Kandidat für die Stadt Bergedorf, Ratmann Otto Meyer, erhielt von 103 abgegebenen Stimmen dann 80; wahlberechtigt waren hier 360 Gemeindemitglieder. Geesthacht sowie die Vier- und Marschlande erwählten weitere Kandidaten.

1875

 

1875 wird die neue Kirchenordnung für die hamburgische ev. luth. Kirche eingeführt. An der Stelle der traditionellen Kirchenjuraten treten in den Gemeinden die Kirchenvorsteher. Das Bild zeigt das 1625 geschaffene Juratengestühl in der Moorfleeter Kirche; eine Arbeit von Hein Baxmann.
Juratengestühl in der Moorfleeter Kirche


1875 erschien dann die "Karte der Stadt Bergedorf", erstellt nach der Vermessung des Inspector D.A. Schuback im Jahre 1871, herausgegeben von der Bau-Deputation-Hamburg, Maßstab 1:4000, Blattformat 104 x 69 cm. Mit Höhen über HN des Elbflutmessers. Es ist die erste genaue Kartendarstellung Alt-Bergedorfs und als Reprint beim Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung erhältlich.
Karte

1876

 

Mit dem Datum vom 1.1.1876 verloren die Kirchenbücher ihren Status als Geburts-, Eheschließungs- und Sterberegister; es wurden von den Pastoren nur noch kirchliche Daten eingetragen. Staatliche Standesämter übernahmen auf Grund des neuen "Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und der Eheschließung" die alten Aufgaben. - So wurden früher in den Vorbauten unserer Landkirchen die amtlichen Unterschriften im Kirchenbuch geleistet. Anschließend ging man durch bis in die Kirche zur kirchlichen Trauung. Im Bild die beiden Brauthäuser an der Altengammer Kirche!
Altengammer Kirche


1876 regte der BBV die Gründung einer Volksbibliothek an; 1887 begann er dann aus eigenen Mitteln mit deren Einrichtung. Sie gilt damit als Vorläufer der späteren städtischen Bibliothek / Bücherhalle und heutigen HÖB in Bergedorf.
- Die Aufnahme zeigt die BBV-Vereinsbibliothek, die sich um 1906 in "Stadt Hamburg" befand.
BBV-Vereinsbibliothek


1876-1919 wurde an der Lohbrügger Landstraße, gegenüber vom "Schützenhof", eine Ziegelei von Albert Vollmer betrieben.
Bis in die 1960er-Jahre wurde sie als Blumentopffabrik Schultz weitergeführt.
Ziegelei

1877

 

Am 17.1.1877 begann Heinrich Timmann mit seiner Frau Auguste, geb. Möller, nahe der Schiefen Brücke in Neuengamme, Blumen anzubauen.
Diese gingen als Schnittware zum Hamburger Markt und gilt deshalb als 1.Vierländer Schnittblumen-Betrieb.


Am 11.5.1877 starb in Billwerder General Gustav von Manstein (geb. 1805), der "Erstürmer der Düppler Schanzen" im deutsch-dänischen Krieg 1864.
Auch nahm er am deutsch-französischen Krieg 1870/71 teil. In der Billwerder Kirche befindet sich sein Epitaph und auf dem Friedhof seine Grabstelle (siehe: Kirchen in Stadt und Land, Hower Verlag 1990).
Grabstelle von General Gustav von Manstein


Am 17.5.1877 gründeten 5 Bürger die Freiwillige Feuerwehr Krauel (Hinweis: In anderen Unterlagen wird vom 15.10.1877 als Gründungstag dieser ersten Freiwilligen Feuerwehr auf Hamburger Staatsgebiet geschrieben).


Vom 8.6.1877 stammt die Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft, die sich mit dem geplanten "Grunderwerb für die Verlegung der Mündung der Dove-Elbe und Erbauung einer Brücke über die neue Dove-Elbe" beschäftigt. Diese verlegte Dove-Elbe ist seit 1879 der sog. Durchstich bei der Spadenländer Spitze. Außerdem entstand nördlich die Fläche der Billwerder Insel. Zwischen 1877 und 1879 wurde dann ein "neuer Hauptdeich zur Eindeichung der Außenländereien zwischen dem Spadenländer Ort und der neuen Dove-Elbe" hergestellt. Der Deich besteht seit Juni 1879 und ist der heutige Hofschläger Deich und Tatenberger Damm / Deich.
Karte

1878

 

Im Jahre 1878 wurde die Riepenburger Mühle, mit ihren umliegenden 8 ha Land, von der Hofstelle mit ehem. Herrenhaus Riepenburg wirtschaftlich abgetrennt.


Die 1878 von Ad.L.Westphalen in Sande (alte Lage: östliches Bille-Bogen-Gebiet) erbaute "Christiania Hesteskosömfabrik" fertigte Hufnägel und auch Nagelschrauben. Die Fabrik produzierte um 1890 mit 700 Arbeitern jährlich 4 Mill. kg. fertige Ware. 1973 wurden die Anlagen abgerissen, für Wohnungen am Bille-Bogen.
Christiania Hesteskosömfabrik


Am 27.12.1878 wurde im "Norddeutschen Haus" von H.Peters die Freiwillige Feuerwehr Altengamme durch Gemeindevorsteher Jochim Schaumann, Hans Puttfarken + Hartwig Buhk gegründet. 25 Männer aus Altengamme schlossen sich sofort an.

1879

 

1879: Der Staat übernimmt die Instandhaltung der Bergedorfer Schleuse (heutige Lage: alte Schleuse am Kurfürstendeich!).
Die Pflicht mehrerer Gemeinden zu deren Instandsetzung wird durch Zahlung einer einmaligen Abfindungssumme abgelöst.
Bergedorfer Schleuse


Am 6.10.1879 starb Georg Friedrich Ritter. Er wurde am 14.3.1800 in Dachwig bei Erfurt geboren. Ritter übernahm 1829 die Bergedorfer Stadtschule, die 1856 in das Gebäude Brink-Schule umzog und war deren Rektor bis 1872. Er war Mitgründer der Bergedorfer Liedertafel (1838) und des Bürgervereins (1847).
Grabstein G. F. Ritter


Am 12.12.1879 trat das Hamburger Landschulgesetz in Kraft. Es brachte eine grundlegende Verbesserung, weil die Pädagogen nun unter staatliche Aufsicht gestellt wurden.

 

 

 

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Die für diesen Zeitabschnitt ausgewählten Chronikdaten lieferte das "Archiv Ludwig Uphoff".
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