1920
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Bis zum 8.April 1920 bestand im Kirchspiel Ochsenwerder die Vereins-Organisation
zur Unterstützung von Menschen, die durch den 1.Weltkrieg in Not
geraten waren. Am 13.8.1914 hatten sich die 33 Vereine des Kirchspiels
geeinigt, eine gemeinsame Kriegshilfe ins Leben zu rufen.
Im Juni 1920 erscheint ein Faltblatt des Hasse-Chores,
das um Spenden für eine städtische Händel-Hasse-Musikhalle
in Bergedorf aufruft. Es ist "An alle Freunde der Hasse-Gesellschaft
e.V. zu Bergedorf" überschrieben. Siehe hierzu Text und Artikel
unter dem Datum 8.7.1926.
1920: Anlässlich der 500-Jahrfeier des Amtes Bergedorf erschien
eine Sonderausgabe der "Niederdeutschen Zeitschrift für Volkstum
und Heimatpflege". Texte und Bilder beschreiben die Entwicklung von
Bergedorf, den Vierlanden und Geesthacht. Daraus die vier Bilder:
Als am 31.8.1920 Carl Kreinberg seine Schlachterei am Billwerder
BIlldeich 36a eröffnete, zog er noch täglich mit Pferd und Wagen
über die Dörfer um Fleisch und Wurst bei den Bauern vorbeizubringen.
Nachdem Joachim Stöck das Geschäft von seinem Schwiegervater
übernommen hatte gründete er 1968 eine Filiale in der Kampchaussee
74a, Sohn Eberhard übernahm 1976 die 2. Filiale in Henriette-Herz-Ring
20a.
Am 26.9.1920 war die Gründung der "Gemeinnützigen
Siedlungs- und Wirtschaftsgenossenschaft Nettelnburg"
Am 10.10.1920 wurde das Denkmal für die Gefallenen des
1.Weltkrieges an der Friedenseiche auf den Altengammer Friedhof eingeweiht.
Nach dem 2.Weltkrieg wurden die Steine für dessen Gefallene zwischen
die Monumente des bestehenden Denkmals gestellt.
Am 2.11.1920 brach ein Großbrand in Zollenspieker
aus. Handdruck-, Motor-, Autospritzen und ein Löschdampfer wurden
eingesetzt. Dennoch waren 17 Häuser, zum Teil mit wertvollen Altertümern
aus der Geschichte der Vierlande, nicht zu retten.
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1921
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Seit 1921 gibt es in Bergedorf die "Jugendweihe". In
Barmbek feierten die sog. Freidenker erstmals am 24.3.1890 mit 23 Jugendlichen
die 1.öffentl. Jugendweihe Hamburgs.
Diese 1921 vom Vermessungsamt Hamburg - mit eigenem Flugzeug -
aufgenommenen Luftbildschrägaufnahmen zeigen das Stadt- und Landgebiet.
Weitere Motive in "Hamburg in frühen Luftaufnahmen 1921 bis
1932".
Ab 12.3.1921 übernimmt die "Gemeinnützige Siedlungs-
und Wirtschaftsgenossenschaft für Kriegsgeschädigte und Kriegsteilnehmer
Groß-Hamburg eGmbH" das Gut Nettelnburg zur Aufsiedlung.
Im September 1921 schlossen sich 6 Kegelclubs zur "SKV
Bergedorf" (Sportkegler-Vereinigung Bergedorf) zusammen.
Der 1. Vorsitzende war Robert Myohl (1921-22), im folgte Ludwig Beyer
(1923-25); In drei von ihnen wird noch 1996 gekegelt: in Neuengamme von
1894, in Frisch auf / Gut Holz von 1903 und in Sander KK von 1906.
Am 25.9.1921 wurde das KW Kriegerdenkmal am Kirchenheerweg,
beim neuen Friedhofsteil, eingeweiht. Der Bergedorfer Architekt Hermann
Distel schuf die Anlage aus Naturstein mit Eisernem Kreuz auf einem Sockel
in der Mitte. Die 8 Ecken sollen die 8 Kirchwerder Bauernschaften symbolisieren.
Am 10.10.1921 trafen sich im Hamburger Gewerkschaftshaus Mitglieder
und Freunde der sozialistischen Arbeiterbewegung und gründeten den
"Freien Wassersportverein Vorwärts", der Mitglied
im Arbeiter Turn- und Sportbund war. Das rot-weiße Symbol "Froh-Frei-Stark-Treu"
gehört noch heute ins Vereinsabzeichen. Die Paddelgruppe von Vorwärts
baute Zelte an der Elbe in Overwerder auf und errichtete 1926 hier den
Sprungturm und betreuten die Badeanstalt. 1933 zählte Vorwärts
2500 Mitglieder + war damit der größte Arbeiter-Sportverein
Hamburgs.
Am 21.10.1921 fand die Übernahme der Billwärder Industriebahn
durch die BGE statt.
Am 2.11.1921 wurde der "Sander Turn- und Spielverein von
1892" , der heutige "VfL Lohbrügge" wiedergegründet.
Am 21.12.1921 gründete sich der "Bund der Vierländer
Schießklubs" mit dem Vorsitzenden Heinrich Klemmer, Neuengamme.
Dazu gehörte Seefeld, Zentrum / Seefeld, Adler / Hitscherberg, Zentrum
/ Altengamme, Vierlandria und Erika / Curslack und weitere Vereine.
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1922
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1922 fing die "Werft Allermöhe" am Billwärder
Elbdeich (heute Allermöher Deich), bei der Einmündung zum Oberen
Landweg, an.
Gebaut für die Motorisierung der Hafenbarkassen und Schlepper.
Seit 1971 entstehen hier vor allem Yachten für die "Lust-Schiffahrt".
Hier Fotos von der Werftanlage im Jahre 2007.
1922 gründeten 14 Männer bei Gastwirt Gustav Riege einen eigenen
Gesangverein , den "Edelweiß Ochsenwerder".
1922 wurde im Gasthof Heckkaten der "Kleingarten- und Kleintierzuchtverein
Oberbillwärder" gegründet. Erste Parzellen entstanden
am Wehrdeich, auch im Gelände zw. Bahndamm und Kampchaussee errichtete
der Verein Parzellen. Bis 1991 bestanden die beiden Parzellengebiete beiderseits
der Bahn, allein der am westl. Ende der Kurt-A.-Körber-Chaussee besteht
noch 2012 als Kleingartenverein Oberbillwerder KLGV 608 weiter.
Am 1.6.1922 wurde als weitere Teilstrecke der Hamburger Marschbahn
die Strecke bis Fünfhausen eröffnet.
Am 27.8.1922 fand das erste Bundesfest der Schützen
in Vierlanden im Gasthof Hitscherberg statt. Für Musik sorgten die
Liedertafeln Hoffnung und Eintracht. Bester Einzelschütze wurde Willy
Neben, beste Mannschaft Vierlandria.
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1923
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Von 1923 stammt der erste, aber damals nicht veröffentlichte,
Generalbebaungsplan für das geplante Groß-Hamburg. Es war der
im Auftrag des preußisches Ministeriums für Volkswohlfahrt
von Prof. Dr. Ing Josef Brix und Reg. Baumeister Gustav Oelsner skkizierte
"Generalsiedlungsplan für das preußische Staatsgebiet
im Anschluss an das Hamburger Staatsgebiet". Die anderen Ministerien
und Hamburg waren hierbei vorerst nicht beteiligt.
Im Jahre 1923 legten die Stadt Bergedorf und die Gemeinde Sande wegen
der Inflation eigene Geld-Wertscheine auf.
1923 wurde die Hamburger Marschbahn bis Ochsenwerder-Kirche
verlängert. Seit 1921 fuhr sie schon auf der östl. Teilstrecke
von Geesthacht über Zollenspieker bis Fünfhausen. Und seit Oktober
1923 ist wieder ein eingleisiger Betrieb auf der BGE-Strecke Bergedorf
- Geesthacht (Rückbau wegen Nichtnutzung der Krümmel-Munitionsfabrik)
Auch am 1.7.1923 zog der traditionelle Umzug der Bergedorfer
Schützen durch das Städtchen zum Schießtal im Bergedorfer
Gehölz. Hier ist in der (Alten) Holstenstraße zu sehen.
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1924
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1924
beginnt die Norddeutsche Rundfunk AG (Norag) zu senden. 1929 erste
Live-Sendung als Hafenkonzert von Bord eines Hamburg-Süd-Dampfers.
Das Foto von 1936 zeigt den alten und neuen Sender am Unteren Landweg.
Gemeinschaft der drei Alt-Hamburger Städte Bergedorf, Geesthacht
und Cuxhaven galt. Für Geesthacht brachte sie die Erhebung zur Stadt.
Für Bergedorf und Cuxhaven hatte sie rund 10 Jahre Gültigkeit,
bis das Groß-Hamburg-Gesetz alles neu regelte. Wobei für die
Stadt Bergedorf eine starke selbstverwaltete Bautätigkeit in dieser
Zeit begann, wie u.a.: dem Bau eines Rathauses und der Ausbau des ehem.
Stadthauses zur Berufsschule, Bau der Warmbadeanstalt und des Flussbades,
des Schillerufers mit Bootshaus, eines neuen Feuerwachengebäudes,
dem bau der Durchbruchstraße I (Vierlandenstraße) und der
Planung für II. Durchbruchstraße (mit Alternativen!), des Sparkassengebäudes,
der Aufschließung des Gojenberges für Wohnbebauung, dem Bau
von ca. 1000 Wohnungen in eigener Regie, der Gründung der Volksbücherei
Bergedorf durch Verschmelzung der Bücherei des "Vereins öffentliche
Bücherhalle Bergedorf" mit der Gewerkschaftsbibliothek, sowie
dem Ausbau des Dachgeschoß der Doppelschule Birkenhain.
Von 1924 stammen die Abdeckung auf dem großen Bronzetaufkessel
(um 1380) in der Altengammer Kirche. Der Messing-Deckel und die Taufwasserkanne
sind Arbeiten der Hamburger Metallbildner Ernst Kahlbrand.
Am 2. Jan. 1924 wurde die hamburgische Gemeinde Geesthacht zur
Stadt. Sie hatte damals etwa 5000 Einwohner.
Am 15. März 1924 wurde der Schweriner Julius Weltzien erster
Bürgermeister.
Februar 1924: Laut Beschluss des Billwärder Landtages vom
29.2.1924 ist das gesamte Eigentum und das Nutzungsrecht der
Landschaft Billwärder in den Besitz des hamburgischen Staates
übergegangen. Die Bürgerschaft hatte1924 zugestimmt.
Auch war im Sommer 1924 mit den hamburgischen Elektrizitätswerken
ein Vertrag über die Versorgung des Gebietes der ehem. Landschaft
mit elektr. Energie + elektr. Strom abgeschlossen.
Am 06.3.1924 folgten Landwirte aus Billwerder a.d.Bille dem Aufruf
des Oberlandstallmeisters Dr. Gustav Rau und gründeten den "Reit-
und Fahrverein".
Zweck war die sog. reiterliche Ausbildung von Pferd und Reiter sowie die
Ausrichtung reiterlicher Veranstaltungen. Das ersteTurnier fand bereits
1925 auf dem Frascatiplatz statt.
Am 8.4.1924 kaufte die Stadt Bergedorf Villa und Grundstück
der Messtorff'schen Erben an der Wentorfer Straße, um die "Familienvilla"
bis 1927 zum Rathaus umzubauen.
Juni 1924: In der Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft
vom 13.6.1924 ;
betr. "Staatsseitiger Übernahme des Unteren, Mittleren und
Oberen Landwegs usw." ist auch vermerkt, dass von der Stadt in
den Jahren 1904-14 etwa 70 Landstellen in der Landschaft Billwärder
angekauft worden sind.
So ist der Staat durch den Besitz von nun 5/6 der gesamten Ländereien
der Hauptinteressent der Landschaft geworden...
Am 10.7.1924 wurde durch die Landherrenschaft Bergedorf der Tschako
als Kopfschutz für die Polizisten in Bergedorf und den Vierlanden
eingeführt. Vorher trugen diese im Dienst Mützen.
1922 bis 1924 fanden im Bereich Ochsenwerder Norderdeich / Reitdeich
größere Wasserbauarbeiten statt.
So wurde 1924 die Reitschleuse der Gose-Elbe mit einer Kammer gebaut.
Die Gose-Elbe darf seit einigen Jahrzehnten aber nur noch von Wassersportlern
befahren werden und hat seit den 1920/30er-Jahren zur Dove-Elbe eine weitere
Verbindung über den "Neuengammer Durchstich".
Die jetzige Schleusen-Neuanlage stammt von 1999.
Südlich der Reitschleuse befindet sich das Pump- und Überschöpfwerk
für die Ent- und Bewässerung des tiefliegenden Ochsenwerder
Marschgebiets.
Der markante Klinkerbau am Ochsenwerder Norderdeich 109 stammt von 1922-1924
und entwässert den breiten Ochsenwerder Sammelgraben in die Gose-Elbe.
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1925
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Für das Jahre 1925 erschien der erste "Bergedorfer
Schloß-Kalender".
Die "Bergedorfer Schlosskalender" für 1927 bis 1936 hatten
ein neues einheitliches Titelgrundmotiv, das Bruno Karberg für die
Reihe entworfen hatte.
Die Hamburger Nachrichten vom 17.6.1925 berichteten über
das Kriegerfest und den Trachtenumzug in Zollenspieker.
Im Sommer 1925 fand im großen Park und einigen anliegenden
Gärten der von der Stadt Bergedorf übernommenen Messtorrff'schen
Villa die
"Gartenbau-Ausstellung Bergedorf" statt. Am 29. August
eröffnete Bürgermeister Wiesner die Ausstellung, die dann bis
zum 6. September 1925 ging.
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1926
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1926 fährt die BGE erstmals mit einer Buslinie von Bf.
Bergedorf über Geesthacht nach Lauenburg; sie macht damit einen
Parellbetrieb zur Bahnlinie. Weitere Linien folgen in den nächsten
Jahren.
1926 wird in der 1913 entstandenen DLRG der Bezirk Oberelbe
für Bergedorf, Lohbrügge und Geesthacht gegründet.
Wachdienst in Geesthacht, Warwisch und am Tonteich, Ausbildungs-Aktivitäten
in den Flussbädern an der Bille in Bergedorf und Lohbrügge.
Ab 2.1.1926 Beginn der Herstellung einer "Wirtschaftskarte
1:5000", dem Vorläufer der heutigen DGK 5 (Deutsche Grundkarte),
damit wurde die in Hamburg bis dahin gebräuchliche Karte 1: 4000
eingestellt.
Am 15.5.1926 fuhren die ersten Linienbusse der BGE (Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn)
von Bergedorf nach Lauenburg , als Ergänzungsbetrieb zur Bahn
Bergedorf-Geesthacht.
1926/27 wurde hier an der Bille, gegenüber vom Schillerufer,
die Außenanlage des sog. Flussbads eingerichtet. Der Zugang
ging über das Eingangsbauwerk an der Ernst-Mantius-Straße.
- An der Ernst-Mantius-Straße steht seit einigen Jahren jetzt nur
noch der auf zahlreichen Bohrpfählen ruhende umgenutzte Altbauteil
des 1927/29 errichteten Wannenbad-Gebäudes.
Am 8.7.1926 gedachte man in Bergedorf des 100jährigen
Geburtstages des Händel-Forschers Chrysander und beschloss, ihm
zu Ehren ein Festspielhaus zu schaffen. Einen zeichnerischen Entwurf schuf
Dr.Ing. Werner Engler, der aber aus dem Stadium der Planung nicht hinaus
kam.
Vorab hieß es : "Die Stadt beabsichtigt, die Erinnerung an
Friedrich Chrysander dadurch wachzuhalten, daß eine Straße
des neuen Wohngebietes auf dem Gojenberg seinen Namen erhält. Es
ist ferner beabsichtigt in den Knickgärten beim Schloß ein
Händel-Hasse-Festspielhaus mit einer Festhalle für andere künstlerische
Zwecke einzurichten. Es soll wegen seiner besonderen Eigenart ein imponierender
Bau geschaffen werden, der einen großen Saal mit 1000 Sitzplätzen,
einen kleinen Saal, einen Übungssaal sowie Restaurant enthalten soll".
Am 5.8.1926 gründeten im Warwischer Gasthof "Stadt
Hamburg" acht
Männer den Turnverein Warwisch. Heute existiert vom Verein nur noch
der Spielmannszug, der häufig bei Umzügen und Festen in Erscheinung
tritt.
Am 4.10.1926 wurde probeweise ein Omnibus-Stadtverkehr in Bergedorf
eingerichtet.
Am 27.10. 1926 gründete Carl Hermann Benson mit seinem Sohn
Carl Wilhelm Andreas eine Blechverarbeitungsfirma in einem Pferdestall
an der Rektor-Ritter-Straße. (2001= Carl Benson und Sohn, Stahlbau-Apparatebau-Blecharbeiten,
Brookdeich 56)
Im November 1926 erscheint die erste Ausgabe "Der Nettelnburger
Siedler" als "Mitteilungsblatt der Gemeinnützigen Siedlungs-
und Wirtschaftsgenossenschaft für Kriegsgeschädigte, Kriegshinterbliebene
und Kriegsteilnehmer für Groß-Hamburg, e.G.m.b.H." . Die
Schriftleitung der ersten Jahre hatte Richard Gödeke. - Das Blatt
erschien, zum Teil mit anderem Titel, bis 1957; nur nicht in den Kriegsjahren.
1926/27 wurde das Amtsgericht Bergedorf, Ernst-Mantius-Straße
8, nach Entwürfen des Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher
(1869-1947) erbaut. Gleichzeitig erhielten das Finanzamt und das Grundbuch
hier ihren Sitz. Die Dreiflügelanlage wird an der zur Bille offenen
Seite durch einen Gefängnisbau mit zwei Höfen geschlossen. Am
Gebäude Bauplastiken von Richard Kuöhl (1889-1961).
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1927
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1927 wird das neuerrichtete Grundwasserwerk Curslack, Curslacker
Heerweg, in Betrieb genommen. Seine 200 Flach- und 14 Tiefbrunnen (bis
106 m Tiefe) liegen im Bereich der großen Wassergewinnungsgräben,
die die Gemarkungen Curslack und Altengamme durchqueren. Die Luftaufnahme
zeigt das Gebäude und die Umgebung im Jahre 1959.
Kurz nach Pfingsten 1927 schloss das alte Hansa-Kino und schon
drei Monate später konnte Franz Harten Am Brink seinen Kino-Neubau
"Hansa-Lichtspielbühne" mit 700 Sitzplätzen
eröffnen; wie der Schlosskalender für 1929 schreibt. 1971 werden
die Vorführungen eingestellt und 1974 brannte das "Halibü"
aus. Ab 1996 lief einige Jahre im Bergedorfer Museum ein 35-minütiger
Schwarzweiß-Film mit dem Titel "Bergedorf 1926", der auch
das Richtfest des neuen Kinos zeigt.
1927 wird mit dem Bau der Durchbruchstraße II, der
Vierlandenstraße, begonnen.
1927 wurde der Sportplatz Sander Tannen, in der Nachbarschaft
des Wasserwerkes , in den Wald gebaut. Benutzt hatte man ein Waldstück-Teil,
auf dem die Kiefern nicht wachsen wollten, weil sich im Grund der steinharte
Ortstein (Raseneisensteinbänder) befand.
1927 = Einführung des Gauß-Krüger Koordinatensystems
auch für das Hamburger Vermessungswesen als übergreifendes einheitliches
geodätisches Lage-Bezugssystem.
Weitere Informationen u.a. in der Sonderveröffentlichung von 2010
des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung (www.geoinfo.hamburg.de):
1927 gab Bürgermeister Wilhelm Wiesner den Anstoß,
das Bergedorfer Wappen zu überarbeiten. Damals hat man das
Stadtwappen wie folgt amtlich festgelegt: "Auf dem silbernen Wappenschild
stehen drei Eichen auf grünem Dreiberg". Dieses neue Wappen
wurde von Max Lobusch (1902-1975), in Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv
Hamburg und dem heraldischen Amt in Berlin, aus dem ersten Siegel abgeleitet.
Es gilt als heraldisch korrekt. Es ist als Schmuckelement an etlichen
Bergedorfer Gebäuden und im Eingangsbereich des Rathauses zu finden.
Seit der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 ist Bergedorf
ein Teil der Stadt Hamburg. Hiermit ist (eigentlich) amtlicherseits das
Bergedorfer Stadtwappen durch das Hamburger Landeswappen, die entsprechenden
Flaggen und Siegel abgelöst. Bei vielen Veranstaltungen mit Heimatbezug
und zur Darstellung der Eigenständigkeit Bergedorfs wird aber immer
noch gern das Wappen von 1927 verwendet; so auch bei Bergedorf-Pins etc.
Aber: Die Vierländer und die Marschländer flaggen bei festlichen
Anlässen durchweg die Hamburger Fahne.
Am 12.3.1927 wurde das Bergedorfer Rathaus, Wentorfer Str.
38, eingeweiht. 1924 hatte die Stadt Bergedorf die Messtorff'sche
Villa, mit großem Park,gekauft und zum Rathaus umgebaut. Die Pläne
für die 1925/27 umgesetzte Baulösung stammen von Stadtbaurat
Wilhelm Krüger und dem Architekten Georg Lindner: Es ist ein sog.
Überbau der hier damals stehenden großen Familienvilla mit
Wintergarten, die 1898/99 vom Architekt Johann Grotjahn für den Gummi-Kaufmann
Hermann Messtorff (1854-1915) errichtet wurde. Beim Umbau blieben die
Haupträume der Villa - mit ihrer aufwendigen historischen Ausstattung
- für Repräsentationszwecke des Rathauses erhalten. So der sog.
Spiegelsaal, das ehem. Herrenzimmer (heute Büro des Bezirksamtsleiters),
das östliche Treppenhaus und einige Neben- und Kellerräume.
Sie sind als bürgerliches Innenraumensemble einzigartig in Hamburg!
Der Rathaus-Neubau ist im Art-déco-Stil eingerichtet. Hier
haben einige Abteilungen der Verwaltung und der Bezirksamtsleiter ihren
Sitz. Der große Sitzungssaal der Bezirksversammlung u.a. ältere
Räume sind in den letzten Jahrzehnten desöfteren Drehorte unterschiedlichster
Filmproduktionen.
Am 20.8.1927 wurden Gummiknüppel für die Bergedorfer
Polizei angeschafft. Diese waren so schlecht gearbeitet, dass die
Stadt ein Jahr später weitere 20 Knüppel kaufen mußte.
Im Oktober 1927 verabschiedet die Synode der Alt- Hamburgischen
Kirche das "Gesetz betreffend die Verwendung theologisch vorgebildeter
Frauen in der Hamburgischen Kirche"; es lehnt die Ordination
von Theologinnen ab, sah aber für sie eine Einsegnung vor. Die Theologin
blieb auf diese Weise dem Pastor untergeordnet, erhielt ein geringeres
Gehalt und hatte geringeren Einfluss an der kirchlichen Praxisordnung.
Gemeindegottesdienste und die Austeilung der Sakramente blieben den Theologinnen
nach diesem Gesetz verwehrt. - Anlass war der Präzedenzfall Sophie
Kunert-Benfrey.
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1928
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Seit 1928 liefert das 1927 in Betrieb genommene und am Curslacker
Heerweg liegende Grundwasserwerk Curslack über zwei sog. Gefälleleitungen,
die tlw. parallel zur Bahnstrecke Bergedorf-Hamburg liegen, sein Trinkwasser
zum Hauptpumpwerk Rothenburgsort.
1928 vernichtete ein Großbrand weite Teile der alten
Geesthachter Innenstadt.
1928 war nun endlich die Hamburger Marschbahn voll betriebsfertig.
Die Strecke führte von Billbrook über Zollenspieker nach Geesthacht
(dazu unter "Bergedorf Blätter", eine Bericht von Matthias
Liebholdt).
Am 14.3.1928 zog die städtisch gewordene Bergedorfer Bücherei,
Leiterin Frl.Foch , mit 9500 Bänden in Räume der Brink-Schule.
1938 in den Bücherhallenbau neben das Rathaus.
Ab 26.4.1928 fuhren die Eisenbahnzüge der Hamburg-Büchener-Strecke
über die neue nördlicher gelegene Strecke zwischen den, auch
neu gebauten Bahnhöfen Billwärder-Moorfleet und Mittlerer
Landweg. Die neue Strecke folgt der Nordseite des zu bauenden Rangierbahnhofes.
- Der südl. bisherige Bahnkörper bleibt erhalten, bildet er
doch den inneren Schutzdeich Hamburgs gegen Sturmfluten.
Am 1.6.1928 wurde in Hamburg das Staatliche Lichtbildamt
gegründet. Durch die Sammlung und Archivierung der Aufnahmen eigener
Fotografen entstand etwa 1935 das Landesbildarchiv, das umfangreiches
Bildmaterial zur Stadtgeschichte bietet... Hieraus entstand am 1.4.1957
die Landesbildstelle Hamburg, die heute Teil der Kulturbehörde/Denkmalschutzamt
ist.
Am 15.7.1928 gründeten 13 Männer im Gasthof Achterdiek
/ Neuengamme den Schießclub "Tell". Gemeinsam mit
der Drager Feuerwehr (andere Elbseite) richtete Teil das jährliche
Lampionfest mit Feuerwerk "Die Elbe brennt" aus. Seit 1991 besitzt
der Verein einen eigenen Schießstand am Marschbahndamm.
Am 18.7.1928 trugen die Bergedorfer Polizisten zum ersten
Mal Seitengewehr, statt der bisher üblichen Säbel.
Seit dem 1.10.1928 fährt die Hamburger Marschbahn
von Geesthacht - dann durch die Vier- und Marschlande - bis Billbrook
in vollem Betrieb (dazu unter "Bergedorf Blätter", eine
Bericht von Matthias Liebholdt). Der Kartenausschnitt von 1949 zeigt die
Führung der Eisenbahnstrecken.
Am 3.10.1928 beschlossen 10 Musikliebhaber im Gasthof Seefeld
(Karl Meyer) gemeinsam zu musizieren. Aus dieser Gruppe wuchs der Musikverein
"Loreley", dessen Kapelle bei Umzügen und Festen in
den Vierlanden anzutreffen ist.
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1929
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1928/29 verschwindet der alte Stadtgraben, der sog. Blickgraben
aus dem Stadtbild: Der Blickgraben wurde einst im Zuge der Gründung
Bergedorfs angelegt, das Wasser ist die umgeleitetes Bille. Zur Stadt-Befestigung
gehörte das Holstentor (westl.) und+ das Sachsentor (östl.).
1888 wurde die über den Blickgraben. führende Sachsenbrücke
erneuert.1926 fand die letzte angeordnete Blickgraben-Reinigung statt.
Dabei wurden 200 Fuhren Schlamm aus dem alten Graben geschafft (tlw. über
die Wassergänge zwischen den Häusern). 1928 geht der Blickgraben
vom Staatseigentum in den Besitz der Stadt Bergedorf über.1929 erfolgte
dann, u.a. anlässlich des Baus der Vierlandenstraße, Zuschüttung
des Grabens mit 7500 qbm Sand,
Im Jahre 1929 wurde die weitmaschige und künstliche Ent-
und Bewässerung der Vier- und Marschlande mit 7 neuen Pumpwerken
in Betrieb genommen. Zwei weitere, Gauort + Warwisch, erweiterten
später die gesamte Pumpleistung.
1929 wandelte Herbert Hillermann die Schmiede und Gastwirtschaft
seiner Großeltern mütterlicherseits in Kirchwerder, Auf dem
Sande, in einen Elektrofachbetrieb umwandelte. 1976 zog der Elektrobetrieb
Walter Hillermann zum Süderquerweg 633.
1929 beförderte die BGE schon mit 16 Linien-Omnibusse
auf 7 Linien 1,2 Mill.Fahrgästen. Der 1. Bus fuhr im Mai 1926
von Bergedorf nach Lauenburg.
Im Januar 1929 gründete der Tischler- und Malermeister Walter
Albers in Allermöhe den ersten Bergedorfer Auto- und Taxibetrieb.
Er hatte Kraft-Droschken der Marke "Landolee", die von Droschkenkutschern
gefahren wurden. 2004 feierte Hans-Georg Albers mit seinem "Autoruf
Bergedorf" das 75-jährige Bestehen.
Am 22.3.1929 beschloss die Bergedorfer Stadtvertretung die Anlegung
einer 20 m breiten Straße vom Bahnhof zum Mohnhof, zur Entlastung
des alten Straßenzugs durch die Innenstadt. Für diese Durchbruchstraße
müssen viele Alt-Bergedorfer Häuser, in engen Straßenzügen,
abgerissen werden. Das Projekt wurde aber erst in den 1950er-Jahren als
verwirklich und ist der östliche Teil der Bergedorfer Straße.
Der Ausschnitt aus der DGK5 zeigt den Stand von 1929; mit der schon freier
Vierlandenstraßen-Fläche.
Die 1929 erbaute Krapphofschleuse (Schleusendamm / Neuer
Schleusengraben) ermöglichte erstmals eine tideunabhängige Verbindung
vom Bergedorfer Hafen über den Schleusengraben zur Dove-Elbe; sie
ersetzte die alte Curslacker Sielschleuse am Kurfürstendeich
April 1929: Im Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblatt vom 13.4.1929
ist auch die Verordnungen für die "Bebauung der Grundstücke
an der Durchbruchstraße I in Bergedorf", der späteren
Vierlandenstraße, sowie "Umlegung von Straßenbaukosten
und Erwerb des Frontrechts in Bergedorf" abgedruckt.
Am 1.6.1929 fand die Eröffnung der Städtischen Kur-
und Warmbadeanstalt, Ernst-Mantius-Straße / Bille, statt. Heute
steht noch der auf zahlreichen Bohrpfählen ruhende umgenutzte Altbauteil
des 1927/29 errichteten Wannenbadgebäudes. Schon 1926/27 wurde parallel
zur Bille die Außenanlage des sog. Flussbads eingerichtet. - Das
Ende 2005 eingeweihte neue Bille-Bad ist über eine Fußgängerbrücke
vom Schillerufer aus zu erreichen, www.baederland.de.
- Die zweite alte Aufnahme zeigt das Bootshaus am Schillerufer.
Am 21.8.1929 gründeten 11 Männer aus Kirchwerder im
"Deutschen Haus" (Klaus Nesemann) einen Schießclub, den
sie nach dem dortigen Flurnamen "Wraust" nannten. 1991
zog der Verein in die Gaststätte "Zur Lüttenburg"
um.
Am 30.10.1929 fand die Grundsteinlegung für das neue Gemeindehaus
der St. Petri und Pauli-Gemeinde statt. Es liegt gegenüber der
Kirche an der Bergedorfer Schloßstraße; der Architekt war
Hermann Distel (hatte auch schon 1913 das Pastorat entworfen!). Vormals
stand an dieser Stelle des neuen Gemeindehauses das alte Bergedorfer Stadtgefängnis;
siehe erstes Foto.
Zwischen 1929 - 1931 wurde am Ende des Reinbeker Wegs das neue
Mädchengymnasium "Luisenschule", nach Plänen
des Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher, erbaut. Schon 1888 war
sie an anderer Stelle als private Mädchenschule gegründet worden.
Der kubische Backsteinbaukomplex (mit Aula und Turnhalle) ist klar und
funktional gegliedert, die Fassaden sind mit Ziermauerwerk geschmückt.
Neben dem Eingang, an der Seite zum Pfingstberg, steht ein Brunnen mit
der Bronzefigur eines Vierländer Tanzpaares. Gefertigt wurde es von
Wilhelm Rex (1870-1944) nach einer zeichnerischen Vorlage des Vierlanden-Malers
Hans Förster (1885-1966).
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