1880

 

Um 1880 Beginn des Tomaten-Anbaues in den Vierlanden.
Dazu schrieb 1922 Ernst Finder in seinem Werk "Die Vierlande": "...ebenfalls aus England eingeführt, fand ihr Anbau zuerst in der Hamburger Elbmarsch, in Allermöhe und Moorfleet, statt. Die Tomate (auch als "Liebesapfel" bezeichnet) gewann aber in den sechziger Jahren auf dem Hamburger Markt noch keine willigen Abnehmer, und erst seit den achtziger Jahren fängt sie an, in steigendem Maße beliebt zu werden. Auch in Bezug auf den Absatz dieses Erzeugnisses steht Kirchwärder mit einem auf 20.000 Zentner geschätzten Jahresertrag den anderen Kirchspielen weit voran...".
Die zahlreichen im Bergedorfer Landgebiet angebauten Tomatensorten findet u.a. man auf den regionalen Wochenmärkten. Seit einigen Jahren gibt es auch die alten Vierländer Sorten wieder; hier z.B. vom Biobauern Sannmann in Ochsenwerder.
Tomaten-AnbauBiobauer Sannmann


1880 übernimmt die Familie Heinrich Harden aus Kirchwerder die alte Schmiede am Neuengammer Hausdeich (heute Nr. 52). Schon um 1640 war sie in Betrieb. - So ist die Hermann Harden GmbH seit langer Zeit im Metall- und Stahlbau, Gewächshaus-und Heizungsbau tätig.


1880 fand der Verkauf der Riepenburger Mühle an die Müllerfamile Busch statt.


1880 fuhren auf der Elbstrecke Hamburg-Lauenburger 5 Schiffe der Reederei Burmester!
Dazu: 1869 wurde auf der Hamburg-Lauenburger Strecke (als 3.Schiff) der Seitenraddampfer "Pfeil" in Betrieb genommen. 1876 folgte der 4. Neubau einer "Lauenburg" (ein Seitenraddampfer für 415 Personen), 1878 die "Concorsia" für 484 Personen, 1880 die "Germania" für 445 Personen. - Dazu kamen dann noch 1887 die "Patriot" für 402 Personen, 1890 folgte die "Courier" für 502 Personen, 1892 sank die 1869 gebaute "Pfeil", als Ersatz kam der Neubau "Kaiser Wilhelm II" (fasste 392 Personen). - Die alte Postkarte zeigt die damalige Anlegestelle beim Oortkaten, die erst mit dem Bau der neuen Hochwasserschutzanlage verschwand.
Anlegestelle beim Oortkaten


Im Hamburger Wahlgesetz vom 19.1.1880, auf Grund der revidierten Hamburger Verfassung, bildeten Bergedorf mit den Marschlanden einen Bezirk und hatten zweiKandidaten zu wählen. Nach einem örtlich abgestimmten Kompromiß wurde für Bergedorf und die Marschlande je 1 Kandidat aufgestellt.


Am 19.7.1880 wurde der Gesangverein "Hoffnung" im Sander Lokal "Schwarzer Walfisch" auf Initiative des Rektors Wilhelm Köhncke gegründet. A.Rötticher wurde Vors. Als "Hoffnung-Holsatia" besteht der Verein heute im "Holstenhof", dem Vereinslokal seit April 1885. - Der ehemalige Standort des "Schwarzen Walfisch" ist die heutige südöstliche Ecke Alte Holstenstraße / Ludwig-Rosenberg-Ring.
Sander Lokal "Schwarzer Walfisch"

1881

 

Vom 4.7.1881 stammt das Bonitierungs-Gesetz. Es bestimmt u.a. die öffentliche Auslegung der amtl. Flurkarten 1:1000 und der Flurbücher im Hoheitsbereich der Stadt Hamburg, also in Stadt und Land. Enthält allg. Grundsätze beim Abschätzen des Reinertrags von Grundstücken und ein Grundsteuer-Gesetz.

1882

 

1882 entstand neben dem Bergner'schen Eisenwerk eine zweite Nagelfabrik. In ihr waren z.B. 1890 schon 45 Arbeiter, 1905 dann 160 und 1923 nur noch 130 Arbeiter beschäftigt.

1883

 

1883 wird der um 1646 als "Lübsche Herberge" erbaute Gasthofsbau (später: "Stadt Lübeck"), zwischen "Stadt Hamburg" und der Kornwassermühle, abgerissen und an seiner Stelle ein für damalige Zeit moderner Neubau als "Hotel Stadt Lübeck" neu errichtet. 1929 wurde auch dieser Bau abgerissen, um einen freien Platz für die neue Einmündung der Vierlandenstraße (als Teil der Durchbruchstraße) vor der Kirche zu erhalten.
Hotel Stadt Lübeck


1883 wurde die "Aktien-Dampf-Ziegelei Reitbrook" mit einem Aktienkapital von 160.000 Mark gegründet, ca. 75 Beschäftigte erstellen sog. Maschinensteine in hellrotem gebrannten Ton.
Karte
Briefkopf


Mit Festlegung vom 2.5.1883 wird die Ausdehnung des Gesetzes vom 30.Okt.1865 auch auf Bergedorf geregelt. Dieses beinhaltet die Feststellung der Gültigkeit nach amtl. Vermessungen angefertigten Karten und Flurbücher des Landgebietes.


Am 31.5.1883 fand die Weihe der kath. St. Marien-Kirche am Reinbeker Weg statt. Der Bau wurde 1965 abgerissen, als Erinnerung an den Erstbau befindet sich am anschließenden Neubau das nachstehende Relief.
kath. St. Marien-Kirche


Vom 6.6.1883 stammt der Senatsbeschluß, betreffend der Neumessung der Stadt Bergedorf.
Am 25.7.1883 fand dazu im Schloss eine Besprechung statt und der Geometer Wittenberg führte dann die Arbeiten durch; siehe PDF-Datei (Auszug aus einem Buch von 1885).
VermessungAnsehen


Am 1.8.1883 erfolgte die Eintragung der "Aktien Dampfziegelei Reitbrook bei Hamburg" in das Handelsregister. Der Kaufvertrag für die Landfläche "Die Reit" wurde am 3.9.1883 geschlossen. Die Ziegelei arbeitete von 1885 bis 1930
Dampfziegelei Reitbrook bei Hamburg Ansehen


Am 15.9.1883 erschien die erste Nummer unserer "Bergedorfer Zeitung" unter Ed. Wagner (Bürgervereins-Mitglied seit 1874). Er war vorher Geschäftsführer der Vorgänger-Bergedorfer-Zeitung, die bis 12.9.1883 unter Eigentümer Bleidorn erschien (weitere Infos zur Geschichte der Zeitungen in "Bergedorfer Bürger erzählen Geschichte", 1987). Das alte Foto zeigt die Druckerei (im Kreis) am Bergedorfer Markt; hier und daneben stand später ein mehrgeschossiges bz-Verlagsgebäude.
Bergedorfer Zeitung

1884

 

1884 begann man in Bergedorf mit dem Bau der ersten Kanalisation.


Am 27.1.1884 erwähnt die bz: "Das Komitee zur Errichtung eines Denkmals für Hasse hielt vorgestern Abend eine Sitzung, in welcher die Sache bedeutend gefördert wurde. Bürgermeister Dr.Mantius teilte die Antwort mit, die er von den Bildhauern Prof. Schilling und Hölbe in Dresden erhalten hatte,e s wurde der Vorschlag akzeptiert welcher auf die Errichtung eines größeren Denkmals abzielte und man der Überzeugung war , daß hier in Hasses Geburtsort die veranschlagten Kosten von 2000 Mark mit Sicherheit aufzubringen wäre... Über den Verkauf von Photographien des Geburtshauses und Kupferstichen von Hasse und seiner Gemalin Faustina sollte das Denkmal finanziert werden. Herr Dr. Chrysander legte einen seltenen Kupferstich vor, der sollte nun den Bildhauern als Vorlage dienen. Weiter sollten musikalische Veranstaltungen zur Förderung der Sache veranstaltet werden." Postkarten vom Beginn des 20. Jahrhunderts erinnern an sein Geburtshaus, aber erst seit 2006 steht jetzt ein Hasse-Denkmal vor seinem Geburtshaus. Er verließ Bergedorf als Jugendlicher und kam später nie wieder nach Bergedorf! Eine Hasse-Plakette gibt es seit 1993 an der Hasse-Aula.
Hasse-Postkarte


Am 8.3.1884 ging das Eigentum an der Altengammer Kirchenschule von der Kirche an die bürgerliche Gemeinde über( sie wurde also "sekularisiert").
Im April 1992 kaufte die Kirchengemeinde das 1832 erbaute reetgedeckte Gebäude von der Stadt zurück.
Altengamme


Am 11.3.1884 gründeten 20 Sänger der Liedertafel "Concordia" Kirchwärder bei der Kirche, nach Zwistigkeiten die Liedertafel "Eintracht" Kirchwärder-Nord. Sie tagten im Gasthof Hüge am Kirchw. Hausdeich.


Im Juli 1884 wurde das geplante Hasse-Denkmal für Bergedorf, nach einem Entwurf von R.Holbe aus Dresden, in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt.

1885

 

1885 gründete Carl Sievers sein privates Wasserwerk am Ende des Möörkenwegs, das mit Bille-Wasser Bergedorfer Haushalte versorgte. 1888 stiftete er den Brunnen auf dem heutigen Kaiser-Wilhelm-Platz.
Sieversbrunnen Ansehen


Am 9.2.1885 wurde Hans Förster geboren (mehr zur Person in der PDF-Datei). Seit 1979 gibt es den Hans-Förster-Bogen in Nettelnburg-Süd;
Bild von Hans Förster Ansehen


In der BBV-Versammlung vom 14.3.1885 wurde erstmals das Thema einer gewünschten sog. Sekundärbahn zwischen Geesthacht und Bergedorf erörtert. Es bildete sich ein Ausschuß, in dem auch Vertreter aus dem preußischen Nachbargebiet saßen. Eine Streckenvermessung wurde durchgeführt und Kostenvoranschläge aufgestellt. Aber erst 20 Jahre später (1906) wurde diese von vielen Bürgern gewünschte Bahnlinie in Betrieb genommen.


Am 1.4.1885 wird in Bergedorf, im damaligen Postamt auf dem sog. Mühlenhof (heute CCB-Fläche), ein Fernsprechamt mit 12 Anschlüssen eröffnet.
Die Nummer "1" erhielt damals das im Kupferhof gegenüberliegende Gebäude mit der Firma "Farben Zeyn".
Post-Kupferhof

1886

 

1886 wurde der Bau eines Bergedorfer Elektrizitätswerks angeregt.


1886 wurde die erste BBV-Satzung von 1847 durchgreifend geändert. Die neue Satzung gab dem Verein auch neue Betätigungsfelder, wie: Errichtung einer Bibliothek, Veranstaltungen mit "belehrenden und unterhaltenden Vorträgen", eine für später vorgesehenen Museums für Altertümer zu planen, u.s.w. - Am 7.6.1886 gründete sich der "Zentralausschuß Hamburgischer Bürgervereine"; angeschlossen sind alle Bürger-, Heimat- und Kommunalvereine Hamburgs.


Am 1.10.1886 trat Alfred Lichtwark sein Direktoren-Amt in der 1869 gegr. Hamburger Kunsthalle an.
Kunsthalle

1887

 

1887 pflanzte die "Sander Militärische Kameradschaft" auf dem östl. Teil des Lohbrügger Marktplatze eine Eiche, als sog. Bismarck-Eiche, und stellte davor den Gedenkstein "SMK 1870-71" auf.
Zeitungsartikel


Im April 1887 veröffentlicht die Bergedorfer Zeitung einen Hinweis auf neue Straßennamen:
Straßennamen


Am 20.4.1887 eröffnete der BBV eine Bibliothek; damit ist sie der eigentliche Start einer öffentlichen Bücherhalle für Bergedorf (!). Bereits 1876 regte der damalige Rektor der Stadtschule, C. Salmann, die Errichtung einer Volksbibliothek durch den Bürgerverein an. Ende 1896 betrug der Bücherbestand schon 2288 Bände.


Im Sommer 1887 zeichnete Hermann Haase (1852-1934) dieses Blatt, das etliche der seltsam aussehenden Balkenköpfe vom 3 Jahre später abgerissenen ehemaligen Pforthauses des Schlosses zeigen. Man spricht hier auch volkstümlich von "Snakenköpp" (snaaksch: sonderbar, seltsam, merkwürdig, komisch) - Das heutige Gemeindehaus steht auf dem Platz des ehem. Pforthauses und benachbartem ehem. Gefängnis!
Haase-Pforthaus

1888

 

1888 wird die über den Blickgraben führende Sachsenbrücke erneuert.
Als Erinnerung an den hier die heutige Fußgängerstraße querenden alten Verlauf des Blickgrabens (ist durch dunkles Pflaster markiert) schlug der Bergedorfer Bürgerverein 2002 in der Nähe die gezeigte blaue Tafel anzubringen. Es fehlte aber ein Mit-Sponsor!
Karte BBV-Vorschlag


1888 kam, nach einem Versuch in 1884, für mind. 4 Jahre (?) wieder die Billeschiffahrt in Betrieb; diesmal bis zur Billwerder Kirchenbrücke. Haltestellen: Brandshofer Schleuse bis H.Gabriel in Billwerder. So wird Gabriels Erholung noch in einem Sommerfahrplan von 1898 (!) erwähnt.


Am 28.1.1888 stellte die am 21.Dez.1887 gegründete Bergedorfer Privatpost von A. Salvador jun. ihren Betrieb wieder ein.
Bergedorfer Privatpost


3.51888: In der an diesem Tag festgelegten Bergedorfer Schornsteinfeger-Verordnung steht, dass die nicht besteigbaren Schornsteine, die sog. russischen Rohre, mindestens alle zwei Monate zu reinigen sind.


Am 24.6.1888 wurde der Sievers-Brunnen auf dem ehem. Küchengarten des Schlosses - der Grünanlage des späteren Kaiser-Wilhelm-Platzes - eingeweiht.
Sievers-Brunnen


Am 10.6.1888 und dann nochmals am 21.10.1888 war ein Thema im Bergedorfer Bürgerverein die Errichtung eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals. Ein Teil der Mitglieder sprach sich dafür aus, ein anderer für ein gemeinsames Denkmal für Wilhelm I. und Friedrich III. Eine Einigung wurde nicht erzielt - So übernahm der Verschönerungsverein das Projekt und enthüllte 22.3.1891 ein Denkmal für Wilhelm I., gegenüber vom Sievers-Brunnen.


Am 15.10.1888 trat Hamburg in den 1868 gegründeten Zollverein (DATUM ?) ein, nachdem der Freihafen als Zollausland festgeschrieben war. Damit fielen für Bergedorf die letzten Binnen-Zollschranken. Das hiesige Zollamt ging in Hamburger Verwaltung über. - Der BBV hatte den Senat zuletzt am 22.5.1883 um Aufhebung der Zollgrenzen ersucht.


Am 5.12.1888 richtete Bürgermeister Dr. Ernst Mantius eine Eingabe an den Löschvorstand das Nächtwächterkorps auf sechs junge und kräftige Männer zu reduzieren. Die bis dahin angestellten 12 Nachtwächter waren zwischen 23 und 70 (!) Jahre alt. Der folgende bz-Artikel von Ludwig Uphoff erinnert an die alte Stadtwachen-Zeit:
Ansehen

1889

 

1889 wird das kath. St. Elisabeth-Waisenhaus von Hamburg nach Bergedorf verlegt. Das Waisenhaus am Grasredder ist noch heute belegt.
kath. St. Elisabeth-Waisenhaus


1889 wurde die Bergedorfer Schiffsantriebs-Firma Jastram gegründet. Sie hat noch heute ihren Sitz am Billwerder Billdeich.
Bergedorfer Schiffsantriebs-Firma Jastram


Seit 1889 arbeitet die Schiffswerft Menzer am Schleusengraben. 1993 war Ernst Menzer noch Eigentümer; das Gelände wurde dann bald umgenutzt. - Das um 1953 entstandene Foto den Schleusengrabenbereich in der Nähe der Werft.
Schiffswerft Menzer am Schleusengraben


Seit 1889 betrieb die Vierländer Dampfschiffahrt-Gesellschaft mit dem kleinen Raddampfer "Maiblume" (25 m lang, 75 Pers.) einen Liniendienst. Tägliche Route war von HH-Meßberg bis Neuengamme und zurück; also über Tatenberg, Ochsenwerder, Allermöhe (damalige Bezeichnung: Billwärder a. d. Elbe) und Curslack.
Maiblume der Vierländer Dampfschiffahrt-Gesellschaft


1889 schlossen sich Arbeiter der beiden Bergedorfer Glasfabriken zu einem "Fachverein" zusammen, um ihre Interessen gegenüber den Unternehmern durchzusetzen.


Am 4.3.1889 trat die Deichordnung für die Landherrenschaft der Marschlande in Kraft. Sie wurde am 1.Okt.1942 durch die Satzung des "Deichverband der Vier- und Marschlande" abgelöst.

 

 

 

HINWEIS:
Die für diesen Zeitabschnitt ausgewählten Chronikdaten lieferte das "Archiv Ludwig Uphoff".
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